Die Kamera ist in Position gebracht, jetzt heißt es für Dieter Müller: Ganz langsam den Fokus auf das Objekt der Begierde richten. Es ist ‘nur’ eine Fliege. Stimmt. Aber welche?
Leidenschaft Pflanzen- und Tierwelt
Mal ehrlich, wissen Sie, wie viele Fliegenarten es gibt? Oder Mottenarten? Dieter Müller ist diesbezüglich überaus belesen. Er liebt die Natur, beschäftigt sich mit ihr. Die heimische Pflanzen- und Tierwelt ist seine große Leidenschaft. Und er hält sie in einzelnen Momentaufnahmen fest. Dieter Müller ist mit Fahrrad und Kamera unterwegs.
Mit Makroobjektiv das Drumherum mal anders sehen
Wir entdecken ihn mitten im, wie der Bocholter gerne sagt, Gestrüpp auf der Wiese, die einmal Nordring werden will. Auf dem Stativ sein Fotoapparat mit Makroobjektiv, schließlich will er diese Fliege im Detail festhalten. Aus der Fliege aber wird im nächsten Moment eine Biene. Auch gut. Dieter Müller ist vorbereitet und drückt gerade noch rechtzeitig ab, bevor diese wieder abhebt, um auf ihre Art die Natur zu erkunden.
Mit Mikroskopie angefangen
Dieter Müller fotografiert leidenschaftlich gerne. Hin und wieder hält er auch mal ein Vereinsjubiläum oder eine Hochzeit in Bildern fest, aber die Naturfotografie, die hat es ihm besonders angetan, wie uns der 73-Jährige verrät. “1975 habe ich mich für Mikroskopie begeistert”, erzählt der Bocholter. “Ich wollte einfach wissen, wie die Welt so im Kleinen ausschaut. Und dann habe ich mir die erste Kamera gekauft. Ich wollte das, was ich unter dem Mikroskop sehen durfte, auch als Foto besitzen.”
Dieter Müller kann nicht nur erzählen
Inzwischen nennt er unzählige Aufnahmen sein eigen, darunter auch Fotos zum Hortus Bocholt, die er im April 2022 in der Stadtsparkasse Bocholt ausstellen durfte. Wenn es darum geht, Artenvielfalt kennenzulernen, dann ist man bei Dieter Müller genau richtig. Er kann erzählen und erzählen und das Schönste: Er kann auch zeigen.
10.000 Dias gesammelt
Für ihn war die digitale Fotografie geradezu wie ein Geschenk. “Ich habe wohl an die 10.000 Dias”, lacht der 73-Jährige. “Ich bin froh, dass man es als Fotograf heute leichter hat – Chip in die Kamera und dann alles auf den Rechner.” Wobei, wenn man so viele Aufnahmen macht wie er, dann braucht es Zeit, bis alle Bilder gesichtet sind und man sagen kann: Die guten ins Töpfchen, die schlechten in Kröpfchen.
Unglaubliche Artenvielfalt in Bocholts Grüngürtel
“Ich bin immer wieder erstaunt über die Artenvielfalt hier in Bocholts Grüngürtel”, sagt Müller und zeigt über die Wiese: “Da hinten, da sind die Spinnen.” Selbst die Wolfsspinne habe er schon vor der Linse gehabt. “Schauen sie, da… genau dort ist die Wespenspinne zuhause. Mittlerweile ist sie in ganz Deutschland heimisch geworden und auf vielen sonnigen Wiesen anzutreffen – und auch in Bocholt.”
Drei flauschige Waldkäuze gesichtet
Dieter Müller verbringt viel Zeit mit seinem Hobby. Wenn er mit dem Fahrrad unterwegs ist, dann ist die Zeit manchmal nicht planbar. “Es kommt schon mal vor, dass ich Zuhause anrufen muss, weil ich etwas später zum Essen komme”, lacht er. “Wenn man eine Entdeckung macht, dann unterbricht man nicht.” Nicht anders sei ihm das ergangen, als er diesen Waldkauz gesichtet habe. “Ich schaute durch das große Objektiv und glaubte meinen Augen nicht”, berichtet er. “Da saß nicht nur einer, da saßen drei junge flauschige Waldkäuze im Baum. Das war wirklich ein echtes Highlight.”
Die Langhornmotte auch schon fotografiert
Ob er auch im Ausland der Natur bis ins Kleine folgt? “Mir reicht schon der Allgäu”, so Dieter Müller. “Wenn wir dort im Urlaub sind, habe ich die Kamera auch dabei. Aber momentan…” Momentan interessiere ihn Bocholts grüner Gürtel. “Es ist unglaublich, was es hier alles zu entdecken gibt”, macht der Naturliebhaber deutlich. “Es gibt so viele verschiedene Insekten, letzthin habe ich hier noch eine Langhornmotte entdeckt.” Langhornmotten sind Kleinschmetterlinge mit Fühlern, die bis das Vierfache ihrer eigenen Körperlänge betragen können.
Viele Brombeerbüsche weggeschnitten
Ein bisschen verärgert ist der Bocholter schon, wenn er bedenkt, wie achtlos oft mit der Natur umgegangen wird. “Was alleine hier zwischen Spange und Bolzplatz an der Bischof-Ketteler-Schule an Brombeerbüschen weggeschnitten wurde – das ist ein Trauerspiel”, sagt er. Und auch, was die vielen Bäume betrifft, die Bocholt in der letzten Zeit abgeholzt wurden, ist er sich sicher, dass das nicht immer notwendig war.
Auf Natur-Tour mit Dieter Müller
Die Lokalpilot-Redaktion will es nun wissen. Was kreucht und fleucht denn da so rum in unserem schönen Bocholt? Dieser Frage werden wir gemeinsam mit Dieter Müller in Kürze per Fietsken auf den Grund gehen. Rein ins Gestrüpp.