Roadtrip nach Schweden, Teil IV – Unseren vierten Reisetag auf unserem Roadtrip nach Schweden dürfen wir noch in Malmö verbringen und machen uns auf den Weg zum Strand. Ein Besuch wie in der „Truman-Show“.
Unser Tag beginnt mit einem Frühstück auf engstem Raum. Tisch an Tisch, Stuhl an Stuhl und in der Mitte das Büffet und dazu Heizung volle Pulle. Also diese Hitze können die Gäste alleine nicht produzieren. Wir sitzen da im Rollkragenpullover und begreifen, warum einige der Gäste im kurzärmeligen T-Shirt im Hotel frühstücken. Der Schweiß steht uns auf der Stirn. Erst einmal ein Kaffee. Wow! Der schmeckt aber super, hat ordentlich Cavums. Hoppla, jetzt bleibt nur zu hoffen, dass aus der Küche neue Pfannkuchen geflogen kommen, denn die sind hier heiß begehrt.
Auf Schusters Rappen Richtung Malmö Beach
Ja, was erleben wir denn heute? Auf Schusters Rappen machen wir uns auf den Weg nach Malmö Strand. Eigentlich wollen wir mit dem Bus fahren, aber google Maps sagt uns: Hey, das geht auch zu Fuß. Gut zwei Stunden brauchen wir, aber das liegt auch daran, dass es unterwegs so viel zu entdecken gibt. Durch den Kungsparken führt uns der Weg zum Malmöhus Slott, jetzt schön links halten und die Richtung ins Auge fassen. Letzteres fällt nicht schwer, denn wir sehen ihn ja schon, den Turning Torso Turm. Immer ihm nach und schon rückt der Beach näher mit unbedingtem Fotoshooting am Malmö Titanic Lovelock Point. Ja, hallo – ein bisschen Touri muss man ja auch mal raushängen lassen.
Moderner Stadtteil lässt „Truman-Show“-Feeling aufkommen
Dass wir keine Strandpromenade à la Ballermann erwarten dürfen, ist klar. Aber mit mehr Gastronomie hatten wir doch gerechnet. Vom Malmöhus geht es von Straße zu Straße weiter Richtung Strand und jedes Haus, das uns hier im Stadtteil Vaestra Hamnen begegnet, ist interessant anzusehen. Auch hier gibt’s in der Architektur immer wieder interessante Gimmicks. Und doch – je näher wir dem Turning Torso kommen, umso befremdlicher die seinerzeit neu geschaffene Wohnumgebung. Alles ist so perfekt gestaltet. Die Häuser, die Markierungen, die Aufteilung für einzelne Bereiche. Und dann das gezwirbelte Hochhaus, das schon von der Öresundsbron aus der Hingucker am Strand ist. Von unten betrachtet ist klar, die oberen Bewohner werden an diesem Tag nicht den Blick aufs Meer oder auf Malmö genießen. Sie schauen lediglich in eine weiße Nebelwand.
Lässt man den Wohnturm dann rechts liegen, taucht irgendwann zwischen den Wohnblock-Anlagen das Meer auf. Und spätestens jetzt wissen wir, an was uns der Stadtteil Västra Hammen erinnert: der Film die ‚Truman-Show‚.
Beach: Lovelock Point und „no Ballermann“
Und daran ändert auch der Titanic Lovelock Point nichts, an dem ein Pärchen nach dem anderen Fotos macht. Und auch nicht die kleine Fallafel-Imbissgastronomie. Der Restaurantbetreiber näher sich uns überaus distanziert, das liegt aber nicht an uns, es ist unser Hund, der ihm nicht geheuer ist. Aber er lacht und zeigt uns, dass er auch auf Abstand bestens bedienen kann. Ein Café Latte und eine Pizza für zwischendurch – passt. Mit dieser kleinen Stärkung geht es zurück und spätestens in der Altstadt von Malmö (Gamla Staden) angekommen, ist es, als hätten wir die Studiowand der Truman-Show hinterwandert.
Gamla Staden toll geschmückt
Kleine Gassen treffen auf Marktplätzen aufeinander. Auf dem einen stehen noch die Büdchen vom Weihnachtsmarkt (wir sind kurz nach Weihnachten vor Ort), die inzwischen geschlossen sind. Auf einer Riesen-Weihnachtskugel nehmen Kinder Platz und lassen sich von ihren Eltern lachend fotografieren. Und die verliebten Paare halten sich im beleuchteten Bilderrahmen fest. Große Bäume sind unterschiedlich gestaltet. Einer trägt gefühlt eine Million kleiner Lämpchen, der andere zig Geschenke in allen Farben. Fazit: Nächstes Mal vor Weihnachten in diese schöne Stadt.
Sommerlook in der Wintergastronomie
Auf dem anderen Platz hat sich die Gastronomie ihr Nest gebaut. Rund um laden die Gastwirte ein, Platz zu nehmen. Fest installierte Heizpilze, die über im Boden platzierten Gastleitungen befeuert werden, sorgen für eine Wärme, die Sommerlook zulassen. Und tatsächlich ziehen die Schweden ihre dicken Mäntel und Jacken aus und nehmen im T-Shirt Platz. Stühle und Bänke belegt mit Fellen und Decken, dazu hier und da ein Feuerkorb – hier lässt es sich aushalten. Die Atmosphäre könnte nicht schöner sein.
Platz ist in der kleinsten schwedischen Butze
Auf dem Rückweg – ein paar Geschäfte müssen dann doch noch durchstöbert werden – kehren wir in eine kleine Kneipe ein namens Pivo. Der Name hat nichts zu tun mit kroatischem Bier, wie das Vogel-Logo deutlich macht. Die schwedische Kneipe ist voll besetzt, aber der Wirt nickt uns zu, heißt: Reinkommen. Platz findet sich in der kleinsten Butze. Zwei junge Frauen haben gerade am Fenster Platz genommen, zwei Stühle, eine Fensterbank, zwei Bier und ein kleines Weckglas mit Gürkchen. Fertig.
Hunde in der Gastro? Kein Problem!
Für uns findet sich noch ein schmaler, langer Tisch und der Hund passt auch noch drunter. Anmerkung an dieser Stelle: In Schweden sind fast in jedem Gastronomiebetrieb Hunde erlaubt. Unser Wunsch ist es, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Das soll uns auch gelingen, denn der Wirt fragt uns, ob er noch wen zu uns an den Tisch setzen darf. Also eigentlich fragt er nicht, er setzt sein Ansinnen sofort in die Tat um und schon sitzen sechs Schweden zwischen 30 und 35 bei uns und los geht’s. Wir unterhalten uns auf Englisch.
Gespräch mit jungen Schweden: Nix mit work life balance!
Ah, ihr kommt aus Deutschland. Okay. Wir haben heute Männerabend, Sommerfest im Winter sozusagen.
Dann deren Frage: Wir wollen unbedingt wissen, was ihr von den Schweden denkt.
Ja, also… es ist unser erster Besuch in Schweden. Wir haben noch keine Schweden kennengelernt, aber ich nehme an, dass die gerne feiern, aber nicht so häufig, weil das Bier ist ja nicht gerade billig.
Und schon wird zusammen gelacht.
Wir sprechen über unseren Roadtrip, erfahren, dass wir auf jeden Fall Lund noch mitnehmen sollen auf unserer Tour (was wir auch getan haben) und dass dieses Schweden hier ein anderes ist wie das Richtung Stockholm und darüber hinaus. Warum wir dort nicht hinfahren, lautet die Frage, denn dort leben die echten Schweden.
Die Antwort liegt auf der Hand: Wir haben nur ein paar Tage. Das passt zeitlich nicht. Noch nicht.
Aber auch wir haben eine Frage an die jungen Schweden: Habt Ihr auch worklife balance? Wie lässt sich das Leben in Schweden eigentlich finanzieren?
Die vier jungen Männer grinsen: 40 Stunden-Woche ist für uns ganz normal, manchmal gibt’s noch Stunden drauf. Ansonsten könnten wir uns nicht wirklich viel leisten. Und selbst dann sind solche Wochenenden wie dieses nur drei- oder viermal im Jahr möglich.
Ein paar Bierchen und eine Suppe und 100 Euro weiter
Wie lange die Vier hier im Pivo noch gefeiert haben, wir wissen es nicht. Wir haben nach ein paar Bierchen noch eine Gulaschsuppe zu uns genommen und ein „warmes Bütterken“ und damit waren wir schon wieder gut 100 Euro weiter.
Malmö als Großstadt? „Ganz großes Kino“
Aber wir hatten einen überaus vielseitigen Tag und Gott sei Dank auch schwedischen Abend. Denn wegen der Touristen sind wir ja nicht gekommen. Nach zwei Tagen Malmö lautet unser Fazit: Wir kommen wieder. Wir haben nur einen Bruchteil gesehen und dieser Bruchteil war schon „ganz großes Kino“.