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E-Carsharing: In Rhede und Lowick geht’s weiter

Kurz gefasst:

Nachbarschaftliches E-Carsharing der LEADER-Region Bocholter Aa Ende Mai 2024 ausgelaufen

LEADER zieht positives Fazit

Ein Test, der auch Herausforderungen mit sich brachte

Wo und wie geht’s weiter?

Die Testphase des geförderten LEADER-Projektes „cAAruso“, das nachbarschaftliches E-Carsharing in neun Quartieren der LEADER-Region Bocholter Aa erprobt hat, ist ausgelaufen. Ein Erfolg?

Das Pilotprojekt verfolgte mehrere Ziele: Nachhaltiges E-Carsharing im ländlichen Raum in unmittelbarer Nachbarschaft auszuprobieren sowie den Ausbau der Elektromobilität und der Elektro-Ladeinfrastruktur zu fördern, um so das Sammeln erster Erfahrungen mit einem E-Auto zu ermöglichen. Perspektivisches Ziel war es, die Zahl der Zweit- und Drittwagen zu reduzieren und einen Umdenkprozess in der Individual-Mobilität in Gang zu setzen.

Euphorie in den Quartieren: Das E-Carsharing-Projekt war ein Erfolg. Nach der Testphase ist klar, was es noch braucht, um sich am Ende durchzusetzen. Foto: LEADER Bocholter Aa

Kann E-Carsharing im ländlichen Raum funktionieren?

Kann E-Carsharing im ländlichen Raum funktionieren? Das LEADER-Projekt sollte es herausfinden und zieht nach dem Ende der Erprobungsphase ein Resümee.

Erfolgreicher Test in neun Quartieren

Neun Quartiere wurden im Rahmen des Pilotprojekts in den Kommunen Velen, Borken, Rhede, Bocholt und Isselburg ausgewählt und konnten Erfahrungen sammeln, die sie in vielen Austauschrunden mit den Kommunen und der Projektkoordination geteilt haben. Die Frage, ob E-Carsharing im Ländlichen Raum gelingen kann, kann aus Sicht des Projektes mit einem „ja, aber“ beantwortet werden, denn in einigen Quartieren wird das E-Carsharing auch nach dem Projektende fortgeführt   – wenngleich auch nicht in allen Quartieren unbefristet und in einigen Quartieren ist es zum Ende der Testphase ausgelaufen.

In Lowick und Rhede Nord geht’s weiter

„Seit Anfang des Jahres haben die Projektbeteiligten Verstetigungsoptionen erarbeitet, um das Konzept an die Bedarfe der Nachbarschaften anzupassen“, so die Projektkoordinatorin Linn Westermann. Und so geht das Projekt weite rund zwar unter anderem in den Quartieren „Rhede Nord“ und Bocholt-Lowick.

Konzept in Bocholt-Lowick voll aufgegangen

Der rein nachbarschaftliche Carsharing-Ansatz wird allerdings nur in Bocholt-Lowick fortgeführt. Für diese Nachbarschaft, die sich in einem Neubaugebiet befindet, ist das Konzept voll und ganz aufgegangen, sodass sogar Zweitwagen verkauft wurden. In den anderen drei Kommunen wurden Varianten eines öffentlichen Carsharing-Angebotes durch SHARENOW eingeführt, die in unterschiedlicher Höhe durch die Kommunen und örtlichen Energieversorger befristet subventioniert werden. Parallel dazu wird vom Carsharing-Anbieter nun geprüft, ob die Standorte die für den Dienstleister SHARENOW erforderlichen Mindestumsätze erzielen, um eine längerfristige Fortsetzung ohne Subventionen zu ermöglichen.

Viele Erfahrungen gesammelt

„Es wurden viele gute Erfahrungen gesammelt, aber es waren auch einige Herausforderungen während des Umsetzungszeitraums zu lösen. Aber genau dafür war das Pilotprojekt ja da.  Wir freuen uns, dass eine große Mehrheit der Teilnehmer:innen ihre Zufriedenheit mit dem Gesamtprojekt ausdrückt, und sind diesen Pionieren sehr dankbar, dass sie sich auf diese Erprobung eingelassen haben. Trotz bestehender Herausforderungen, ist es gelungen, in vier von fünf Kommunen Übergangslösungen mit kommunaler Beteiligung für eine befristete Fortführung zu finden. Es bleibt spannend, ob sich daraus eine wirtschaftlich eigenständige Lösung etablieren kann“, resümiert Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing  als erste Vorsitzende der LAG Bocholter Aa e.V.

Ergebnisse der Abschlussumfrage

Die abschließende Befragung der teilnehmenden Haushalte, an der sich 31 von insgesamt 55 Haushalten beteiligt haben, lieferte weitere wertvolle Einblicke:

  • Durchschnittliche Fahrleistung: 87 % der Nutzer:innen legen mit dem E-Auto mittlere Distanzen bis zu 25 Kilometer zurück.
  • Nutzungszwecke: 61 % der Fahrten werden für private Termine wie z.B. Arztbesuche und Friseurbesuche genutzt, 45 % für Freizeitaktivitäten, 42 % für Einkäufe und 35 % für Kinderfahrdienste. Für regelmäßige Fahrten zur Arbeitsstelle empfiehlt sich das Projekt nicht.

Von den 31 teilnehmenden Haushalten waren sechs 1-2 Personenhaushalte (1-2 Erwachsene) und 25 Familienhaushalte mit 1-3 Kindern. Es zeigte sich, E-Carsharing spricht eine heterogene Zielgruppe aus verschiedenen Generationen an,  –  sowohl „Alteingesessene“ als auch Bewohner:innen von Neubaugebieten haben teilgenommen.

  • Projektbeteiligung: 81% der Teilnehmenden bestätigen ihre Entscheidung, dass die Beteiligung am Pilotprojekt für sie richtig war.
  • Erfolgsbewertung: 65 % der Befragten bewerten das Pilotprojekt mindestens als erfolgreich.
  • Zielerreichung: 65 % der Teilnehmenden geben an, dass das Projektziel, den Zweitwagen abzuschaffen oder eine Anschaffung zu vermeiden, erreicht wurde.

Das sagen die Teilnehmenden

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden sind mehrheitlich positiv:

  • „Mir hat das Projekt sehr gut gefallen, da wir bis jetzt auf ein zweites Auto verzichten konnten.“
  • „Dieses Projekt hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, Neues auszuprobieren und unkonventionelle Ideen im Bereich Mobilität zu testen.“
  • „Das Projekt hat tolle Ideen und Ansätze. In der Umsetzung der Buchung hätte ich es gerne etwas flexibler erlebt. Es hat uns aber insgesamt einen Zweitwagen erspart und Anreize zur E-Mobilität geschaffen. Wir werden die entstandene Ladesäule und das Mietauto weiter nutzen.“

Die Abschlussumfrage identifiziert aber auch Hindernisse und Hürden. So empfinden z. B. nur 25 % der Befragten das Handling der Buchungs-App als „sehr gut bis gut“. Projektkoordinator Thomas Rudde sieht hier Potential: „Auch für den Carsharing-Dienstleister SHARENOW war der Ansatz eines nachbarschaftlichen Carsharings neu, sodass hierfür keine maßgeschneiderte und ausschließlich auf die Bedürfnisse des Projektes abgestimmte App zur Verfügung stand. Die Teilnehmenden wünschen sich insbesondere einen Buchungskalender und eine digitale kurzfristige Verlängerungsoption von Fahrten. Diese Aspekte würden das erprobte Carsharing-Modell noch praxistauglicher und komfortabler machen“.

Koordination und Kommunikation wichtig

Laut der Umfrage sind zwei weitere – sehr naheliegende – Faktoren entscheidend für das Gelingen solcher Projekte mit Bürgerbeteiligung: Koordination und Kommunikation. Zwei Drittel der Befragten zeigten sich mit der Projektkoordination der projaegt Lab GmbH mit Sitz in Ahaus zufrieden. Auch wurde besonders die Unterstützung durch die kommunalen Ansprechpartner:innen im Rahmen der Erarbeitung von Verstetigungsoptionen gelobt. Eine weitere Erkenntnis ist zudem, möglichst frühzeitig Interessierte und Anwohnende im Prozess zu beteiligen, beispielsweise bei der Auswahl der Parkplätze und dem Standort der Ladesäule.

Was dieses Projekt braucht, um erfolgreich zu sein

Als Fazit bleibt festzuhalten: Nachbarschaftliches E-Carsharing gelingt, wenn die eigene Bereitschaft sowie verschiedene Faktoren wie Nutzer:innenfreundlichkeit der Apps, eine nahegelegene, verfügbare und funktionierende Ladeinfrastruktur sowie eine reibungslose Koordination Berücksichtigung finden.

Geschaffene Ladeinfrastruktur kann teils öffentlich genutzt werden

„Bei vielen Teilnehmenden stand der Pioniergedanke im Vordergrund und die Chance, E-Mobilität für den eigenen Haushalt ohne ein großes finanzielles Investment zu erproben. In einigen Quartieren zeigt es sich, dass der Ansatz sogar mit nur einem E-Auto für acht Haushalte funktionieren kann. Fünf Haushalte haben ihre Zweitautos verkauft und konnten auch noch Geld sparen, ohne ihre Mobilität oder ihren Komfort wesentlich einschränken zu müssen“, sagt Linn Westermann. Auch einen Beitrag zum Ausbau der Infrastruktur hat das Pilotprojekt geleistet: Die geschaffene Ladeinfrastruktur kann (zumindest in Teilen) jetzt öffentlich genutzt werden und fördert somit auch den Klimaschutz durch Einsparungen von CO2. Die Verstetigung des Pilotprojekts in Borken, Rhede, Bocholt und Velen zeigt einen möglichen Weg in Richtung nachhaltiger und gemeinschaftlicher Mobilität.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte www.caaruso.de.

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