Bocholt. Die vielen Regentage in den vergangenen Wochen muss eine Bocholter Autofahrerin teuer bezahlen. Im Kofferraum ihres Fahrzeugs steht Wasser. Grund dafür soll ein dem Autohersteller bekanntes Problem sein. Der Händler jedenfalls kann den Schaden gleich deuten, muss ihr allerdings mitteilen: Die Garantiezeit ist verstrichen.
Wir treffen die Bocholterin auf dem Parkplatz an der Westfälischen Hochschule. „Guter Platz hier, so nah am Wasser“, lacht Annette Z. (*Name der Red. bekannt), obwohl ihr danach gar nicht zumute ist. Ihr Fahrzeug hat einen Wasserschaden. Regenwasser ist in den Kofferraum eingedrungen und hat diesen in ein Feuchtbiotop verwandelt. „Ich hatte mich schon gewundert, dass ich ein paar Tage die Frontscheibe von innen so feucht hatte“, berichtet die 58-Jährige. „Der feuchte Geruch wurde immer stärker. Ich habe den Innenraum untersucht – nichts! Die Feuchtigkeit konnte also nur noch aus dem Kofferraum kommen.“
Schnuppertermin für die BOH-Lokalpilotin
Annette Z. öffnet für uns die Kofferraumhaube, holt einen Eimer raus, einen Schwamm und dann eine große Tasche. „So“, fordert sie uns auf. „Einfach mal die Nase reinhalten. Und dann den Finger in die kleine Öffnung zur Reserveradmulde stecken.“ Okay, die Geruchsprobe sagt alles. Der Finger? Steht sofort in einer Wasseransammlung.
Wanderausrüstung für die Mülltonne
Die Bocholterin zeigt auf den Eimer. Ungefähr bis zur Hälfte sei der schon voll Wasser gewesen. „Mit dem Schwamm habe ich ordentlich was rausholen können“, berichtet Annette Z. „Aber das ist ja noch nicht alles“, sagt sie und packt die Tasche aus. „Hier ist alles, was ich unter der Kofferraumablage verstaut hatte. Meine guten Wanderschuhe zum Beispiel, die sind nicht billig. Kann ich jetzt alles wegschmeißen. Schätze, das sind mal eben um die 700 Euro, die da dem Wasser zum Opfer gefallen sind.“
Mangelhafte Abdichtung?
Wir trauen uns kaum die Frage zu stellen, ob sie denn vielleicht vergessen hat, bei strömendem Regen die Kofferraumklappe zu schließen, tun dies dann aber doch. „Ja von wegen“, lautet die Antwort. „Inzwischen weiß ich, warum mein Kofferraum ein Aquarium ist. Der Grund heißt undichte Belüftungsklappe.“
Sie habe natürlich gegoogelt, um dem Problem auf den Grund zu gehen. „Und da bin ich auf etliche Golffahrer gestoßen, die ebenfalls einen nassen Kofferraum hatten.
Mit dem Google-Wissen zum Händler
2017 habe sie sich entschieden, einen Neuwagen zu kaufen. Ein Golf VII sollte es sein. „Das war mein Traumauto damals“, sagt sie. Jetzt hat sie gerade mal 65.000 Kilometer auf dem Tacho. Mit dem Google-Wissen, der Wassereinbruch kann passieren, muss aber nicht, habe sie ihren Händler aufgesucht, bei dem sie das Fahrzeug gekauft und auch alle Inspektionen gemacht hat. Auch dieser habe ihr bestätigt, dass die Zwangsbelüftung ein bekanntes Problem sei. Es könne sich um eine nicht richtig abgedichtete Belüftung handeln.
Das nennt man wohl: Pech gehabt
„Na toll“, so die Bocholterin. „Ich bin dann davon ausgegangen, dass das Problem behoben wird und alles ist gut.“ Doch manchmal ist es so wie es dann immer so ist: Die Garantie? Gerade abgelaufen. „Ich habe das jetzt so verstanden, dass die Zwangsbelüftung erneuert und mit Karosseriedichtmasse neu eingesetzt werden muss. Dazu müssen wohl Verkleidungen gelöst, Stoßstange abgebaut werden und was weiß ich. Und das kostet. Ich werde den Schaden jetzt beheben lassen. Was mich so sauer macht, ist, dass auch meine Ausrüstung dabei draufgegangen ist. Jetzt kann ich meinen Urlaub erst einmal knicken.”
Ursachen und Anzeichen für Wasser im Auto
Es gibt mehrere Ursachen für Wasser im Auto. Undichte Stellen an Schiebedach oder defekte Türdichtungen lassen Wasser eintreten, Grund können aber auch verstopfte oder geknickte Wasserabläufe oder eben die undichte Zwangsbelüftung beziehungsweise nicht korrekt abgedichtete Belüftung sein. Je früher man die Anzeichen erkennt, je geringer der Schaden. „In meinem Fall hat die Bodendämmung wohl dafür gesorgt, dass mir der Wasserschaden nicht sofort aufgefallen ist”, berichtet Annette Z. Erst mit der Feuchtigkeit an der Innenseite von Windschutzscheibe und Seitenscheibe sei ihr klar geworden, dass irgendwo im Auto Wasser stehen muss. „Ich habe auch nichts gehört oder bemerkt, kein Schwappen während der Fahrt”, erzählt die Bocholterin. „Der modrige Geruch hat mich dann zum Kofferraum geführt. Und zu meinen Wanderschuhen und Kleidungsstücken, die jetzt vom Schimmel befallen sind.”
Tipp unserer Redaktion
Bei Feuchtigkeit, schwappenden Geräuschen, modrigem Geruch, Schimmelbildung an Polstern oder auch teilweisem Ausfall der Elektronik an ungewünschtem Wassereintritt denken. Und bei der Innenreinigung einfach mal den Kofferraum checken. Denn da es verschiedene Ursachen für Feuchtigkeit gibt, kann Wassereintritt jeden Fahrzeughalter treffen. Um Rost und Schimmel zu vermeiden, ist das Aufsuchen einer Werkstatt sinnvoll.