Von Gabi Frentzen
Bocholt. Wer hat schon gerne Rost am Auto? Wohl keiner. Sei denn man heißt Yvonne Hoffmann und fährt auf sogenannte „Ratten“ ab. Und dabei ist nicht die Rede von Mülltonnenräubern. Die 36-jährige Bocholterin steht auf Autos, die alt und gammelig aussehen. Sie hat aus der Not einfach eine Tugend – nein, eine coole Karre gemacht.
Wenn das Auto nach der Wäsche glänzt, dann ist für viele Autofahrer die Welt in Ordnung. Glanz allerdings tut sich bei Yvonne Hoffmanns CRX überhaupt nicht auf. Auch nicht nach der Autowäsche. Bei ihrem Auto ist der Lack im wahrsten Sinne des Wortes ab. In der Wash-Yourself-Kabine haben wir der Bocholterin und ihrer Ratte auf den Lack gefühlt. Wie? Sie wissen nicht, was eine Ratte ist?
CRX bewusst auf gammelig gemacht
Eine „Ratte“ stellt ein Fahrzeug dar, welches bewusst auf alt und gammelig getrimmt wurde. Im Gegensatz zu Show & Shine-Fahrzeugen, bei denen Rost absolutestes Tabu ist, sind die Rostflächen und Schäden bei der sogenannten Rat absolut gewollt und werden gezielt hinzugefügt. Mit anderen Worten: Yvonnes Auto gleicht einer Rostlaube. Nur mit dem Unterschied: Ihr CRX, auch wenn schon in die Jahre gekommen, schnurrt noch immer wie ein Kätzchen. Geht es nach ihr, fährt sie ihn noch ewig. Denn ihr Ratten-CRX ist ihr absolutes Schätzchen.
„Wollte Altersflecken kaschieren“
Eine Ratte zu fahren, die Idee kam der Bocholterin allerdings nicht, weil sie unbedingt auf Rost getrimmtes Auto fahren wollte. Sein, eher ging es ihr darum, die Rostflecken zu verdecken, die der CRX bereits hatte, als sie ihn von ihrem Bruder übernahm. Altersflecken kaschieren, könnten man also sagen. Die Tatsache allerdings, dass ihr Honda sofort auffällt, macht ihr rein gar nichts aus. Im Gegenteil.
„Taubenscheiße geht schlecht ab!“
„Immer wieder werde ich gefragt, ob mein Auto zu lange im Regen gestanden hat“, lacht die junge Frau. „Gefühlt habe ich das schon tausendmal gehört. Machts nichts, mich amüsiert das immer noch.“ Dabei fährt die Bocholterin doch alle zwei Wochen zur Autowaschanlage, damit ihre Ratte sauber dasteht. Geht das überhaupt bei dem Lack, der keiner ist? „Doch, das klappt ganz prima“, grinst Yvonne Hoffmann. „Es gibt nur ein großes Problem, nämlich wenn Tauben auf mein Auto sch…..! Es ist ein Drama, bis man den Dreck beseitigt hat.“
Die pure Liebe
In der Autoszene werden so genannte Ratten gerne auch vorgeführt. „Ich fahre nicht auf Ausstellung oder so“, erklärt Yvonne. „Ich bin auch nicht der erklärte Autofreak. Ich liebe einfach mein Auto. Nicht mehr und nicht weniger.“ Ihr Flitzer lief übrigens 1997 vom Laufband hat 125 PS unter der Haube.
Vorfreude auf „brachiale“ Testfahrt
Dass sie zum Fototermin bereits auf Winterpneus umgesattelt hatte, ärgert Yvonne Hoffmann maßlos. „Mit den Dingern sieht der echt brachial aus. Schade.“ Doch BOH-Lokalpilotin Gabi Frentzen kann die Bocholterin beruhigen. Wenn der Winter den guten alten CRX nicht verrosten lässt – was ja praktisch nicht möglich ist -, dann gibt es ein zweites Treffen. Mit Sommerpneus. Und Probefahrt. Denn eines hat Yvonne an diesem schönen November-Tag noch nicht gezeigt, nämlich das Innenleben ihres CRX. Das nämlich soll knatsch-orange sein. So, wie ihre heißgeliebte Ratte einst mal gelackt war.
Backing: Honda CRX
Yvonne Hoffmann aus Bocholt fährt einen Honda CRX del Sol aus der dritten Generation (1992–1998). Es sollte die letzte Auflage bleiben. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen kam der Flitzer als Targa-ähnliche Variante auf den Markt. Der CRX VTi del Sol (Modell EG2) wurde mit einem 1,6-Liter-Motor (B16A2) mit doppelter Nockenwelle (DOHC) und variabler Ventilsteuerung VTEC angeboten. Er hatt eine Leistung von 118 kW (160 PS), des weiteren gab es die Variante del Sol ESi (Modell EH6) mit 1,6-Liter-Motor (D16Z6/D16Y8; ab August 1995), die 92 kW (125 PS) leistete.