Bocholt. Im Haupt- und Finanzausschuss am 3. Mai 2023 in Bocholt steht die Königstraße auf der Tagesordnung. Die soll autofrei werden. So sieht es das Mobilitätskonzept aus dem Jahr 2020 vor. Eigentlich ist jeder Schritt in Sachen autofreie Innenstadt zu begrüßen, auf der anderen Seite können damit auch Nachteile verbunden sein. Schlägt das Herz der Bocholter nun dafür oder steht die autofreie Königstraße eher für einen PIEKser? Die Verwaltung setzt auf Zugang für Berechtigte, die Soziale Liste will eine Bürgerversammlung und schlägt eine Alternative vor.
Mobilitätskonzept 2020 als Grundlage
So argumentiert die Stadt Bocholt: Eine Sperrung der Königstraße für den allgemeinen Pkw-Verkehr dient dazu, den Standort und die Verbindung Neues Rathaus und Historisches Rathaus/Fußgängerzone zu attraktiveren. Diese Maßnahmenidee ist bereits Bestandteil des Mobilitätskonzepts aus dem Jahr 2020. Derzeit trennt die Königstraße als Einbahnstraße die Neustraße und Marktplatz voneinander, sodass der Pkw zwischen der Neubebauung und dem Marktplatz verläuft. Um die Attraktivität des Marktplatzes als Veranstaltungsfläche aber auch als Standort für Außengastronomie zu steigern, müsste der Pkw-Verkehr reduziert werden. Das kann durch Schließung der Königstraße für den allgemeinen Verkehr auf Höhe des Parkhauses Nähkasten erreicht werden.
Zugang für Berechtigte
Durch geeignete Maßnahmen, z. B. den Einbau von versenkbaren Pollern und die Ausgabe von Funk-Transpondern an Berechtigte, können weiterhin Rettungsdienste und Anlieger die Grundstücke erreichen. Ähnliches gilt für die Marktbeschicker. Über den Marktplatz fließt dann ausschließlich der geringe Anliegerverkehr ab. Aufgrund der Schließung der Königstraße wäre an der Südmauer mit geringfügig mehr Verkehr zu rechnen.
Pro Gastronomie und Attraktivität
Die Ansiedlung einer Gastronomie im Bereich der Neubebauung würde davon profitieren, wenn kein Pkw-Verkehr vor dem Gebäude entlang fließt und damit die Flächen für eine außengastronomische Nutzung zu Verfügung stünden. Der Marktplatz würde durch weitere Außengastronomie weiter belebt und wesentlich zu einer attraktiven Innenstadt beitragen.
Keine Nachteile für Kaufleute und Patienten
So argumentiert die Soziale Liste: Die Königstraße für den Autoverkehr zu sperren setzt voraus, dass u.a. die ansässigen Kaufmannschaften, Arztpraxen und Apotheken und die Innenstadtbesucher keine Nachteile dadurch erleiden. Nur wenn dies gänzlich ausgeschlossen ist, will man dem Vorhaben zustimmen. Die Beschlussvorlage der Verwaltung sagt dazu nichts aus. In dieser Frage muss die Verwaltung zunächst ihre Hausaufgaben machen, bevor solche Pläne umgesetzt werden. Außerdem bedarf es zunächst eines Gesamtkonzepts, wie Bocholts Innenstadt ohne Autoverkehr erfolgreich weiter entwickelt werden kann.
Bürgerversammlung und Alternative
Auch eine Bürgerversammlung muss es geben, damit die Betroffenen ihre Sorgen und Argumente zu dem Vorhaben vortragen können. Als Alternative schlagen wir stattdessen vor, zu prüfen, ob die Ludwig-Erhard-Straße zwischen den Arkaden und Café Sahne bis zur Straße Casinowall zu einer Fußgängerzone umgestaltet werden kann. Davon hätten alle was, denn zwischen den Arkaden und dem Neutorplatz könnten die Innenstadtbesucher so problemlos alles ungehindert erreichen – ohne Straßenverkehr und ohne Ampelanlagen. Die Innenstadt in diesem Bereich würde so dann nicht mehr durch den Autoverkehr getrennt sein, sondern zu einer Einheit werden, was die Innenstadt zudem erheblich attraktiver machen würde. Auch der Radverkehr könnte bei einer Umgestaltung der Ludwig-Erhard-Straße integriert werden durch einen markierten Fahrradweg.
Öffentliche Sitzung
Die Königstraße ist Thema im Haupt- und Finanzausschuss. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt am Mittwoch, 3. Mai 2023, um 17 Uhr in der Mensa an der Rheinstraße.