Joris Bijkerk ist in Bocholt ein bekanntes Gesicht, er betreibt das Makerspace. Dort wird getüftelt, gedruckt und gewerkelt. Joris hat aber auch noch ein ganz anderes „Bastel-Objekt“: sein Unimog Cabriolet mit Hubdach.
Eines vorweg: In Joris‘ Unimog 404, Baujahr 1967, fühlt man sich wie der König der Straße. Hoch, schwer, bullig – das ehemalige Bundeswehrfahrzeug ist gefühlt unkaputtbar. Vorausgesetzt, man kümmert sich intensiv um die ein oder andere Roststelle. Der gebürtige Niederländer hat aus dem Militärfahrzeug ein Wohnmobil gemacht. Aber – wie es mit allen Oldies so ist – dran getan werden muss immer was. Sein 404, lacht er, ist ein Never-Ending-Projekt. Aber genau das ist es doch, was das Schrauberherz glücklich macht, oder?
Mit Leidenschaft, Herz und Raffinesse umgebaut
Der Dipl.-Ingenieur Fachrichtung Maschinenbau liebt seinen Offroader, denn er hat schon viel Arbeit reingesteckt, vor allem aber auch Zeit. So, wie sein Unimog dasteht, ist er einzigartig in Deutschland, nein, in der ganzen Welt. Sein „Offi“ hat eine Herz-OP hinter sind, statt Benziner fährt er nun auf Diesel. Und er hat ein Hubdach integriert.
„Es ist unser Hochzeitsauto“
Schon mehrfach hat der 49-Jährige darüber nachgedacht, das Fahrzeug zu verkaufen. Der Grund: Nicht genug Zeit, um dem Fahrzeug gerecht zu werden. Warum er es nicht tat? Weil er und seine Frau es damals angeschafft haben, um es als ihr Hochzeitsauto zu nutzen. Verrückt, oder? Und darum, sagt er, hängt er an dem Unimog. Nicht nur er, auch seine Frau und seine zwei Kinder. Gekauft hat er ihn vor 21 Jahren für, wie er lacht, ’n Appel und ’n Ei, nämlich 500 Euro.
Mit 80 km/h und „Micky Mäusen“ in den Urlaub
Der Unimog ist laut und langsam. Da muss Joris schon ordentlich Schub geben, dass sein Tacho die 80km/h Spitze erreicht. Und so geht’s dann in den Urlaub. In der Fahrerkabine liegen als Hörschutz die „Micky Mäuse“ bereit, damit die Fahrt ein wenig entspannter verlaufen kann. Wobei – man muss wirklich schon Spaß haben an solch einem Auto, denn Luxus gibt’s hier nicht. Die Sitze einfach und hart, das Cockpit mit den nötigsten Instrumenten ausgestattet, das war es aber auch. Die Bremse muss man mit ordentlich Schub treten und zwar früh genug. Und die Lenkung, nun, wohl dem der Muskeln hat. Und doch hat der 404 Charme.
Was den Reiz ausmacht
Bis nach Spanien fahren oder Berge erobern, das macht mit dem Unimog nicht wirklich Spaß. Aber überschaubare Strecken und flache Gegenden, so wie es Island bieten kann, da kommt dann richtig Laune auf, sagt Joris. Was aber den besonderen Reiz ausmacht, ist das Hubdach, das zugleich seine eigene Konstruktion ist. Es dauert zwar eine Weile, bis dieses den Blick über den Campingplatz ermöglicht, aber wenn das Dach oben ist, dann ist es einfach herrlich. So entstehen zwei weitere Betten und wenn man darin liegt, genießt man die volle Umsicht.
Von 30 Liter runter auf 16
Rund 16 Liter Diesel verbraucht sein Unimog auf 100km, ursprünglich war sein Fahrzeug ein Benziner, der deutlich mehr verbrauchte. Und der Unimog hat jetzt noch dazu ein paar PS mehr.
Joris Unimog gibt’s nur in Bocholt
Dieser Unimog ist definitiv einmalig in Deutschland, nein, sogar weltweit. Wir waren an Bord und hätten uns ja gerne auf der Fahrt mit Joris unterhalten, aber das, ganz ehrlich, war nicht möglich. Im Gegenteil, der Unimog hat es geschafft, die Mikros zu sprengen. Machts nichts, der Verlust hat sich gelohnt. Es war ein schöner sonniger Tag, die Stimmung wunderbar, die Lautstärke an Bord bei offenem Dach unfassbar… Und nach nur einer Runde eigens am Steuer war für mich klar: Erst einmal 100 Stunden „Muckibude“ und bestenfalls Bauschuhe mit Klötzchen drunter.
Unimog-Museum birgt echte Hingucker
Der Unimog besticht durch seine Langlebigkeit – mehr als 30 Jahre Einsatz sind bei diesem Fahrzeug keine Seltenheit. Und der Offroader ist flexibel einsetzbar. Es gibt sogar ein Unimog-Museum. Das befindet sich zwar nicht „gleich um die Ecke“. Aber die soll mal ein Tipp sein für all diejenigen, die sich für das Fahrzeug interessieren und auf dem Weg in den Urlaub einen Abstecher machen möchten. Es lohnt sich aber auch online einen Blick ins Museum zu wagen. Schnell wird einmal mehr deutlich: Man kann sagen, was man will, so ein Unimog ist schon „eine ziemlich cooles Gefährt“. https://www.unimog-museum.com/museum