TEIL 2 Xmas-roadtrip nach Schweden (2): Von Malente führt uns der Weg nach Schweden über Dänemark. Die Übernachtung muss nicht viel kosten, wir checken mal ein AirBnB-Angebot und landen im vielleicht kleinsten Ferienhaus in Stege. Und das heißt: Kalt duschen und vom getrennten Schlafzimmer durch die Nacht aufs WC.
Schöppkesbau in Dänemark
Stege ist ein mittelalterlicher Handelsort, der Touristen zieht, soll beliebt sein – auch bei Durchreisenden. Im Ort finden wir so kurzfristig keine Übernachtungsmöglichkeit mehr, aber auf der anderen Seite des Sees (Stege Nor) können wir noch einchecken. Auf der Fahrt dorthin gibt es nicht viel zu entdecken, wohl aber fallen uns viele alte Häuser auf, an denen wohl Jahre schon nichts mehr getan wurde. Unschöne Fassaden, Holzfenster, durch die der Wind pfeifen muss, selten gepflegte Gärten dazu. Der Begriff Schöppkesbau schießt uns durch den Kopf.
Knapp 40 Euro für Übernachtung 2 Personen mit Hund
Machen wir mal unsere Recherchen bei Google: In Stege gibt es eine vielfältige Einkaufslandschaft und im Umkreis von 15 Minuten findet man alles. Naja, also der Ort zählt knapp 3.800 Einwohner, man darf also nicht zu viel erwarten. Trotzdem, Stege ist nett, man findet Cafés, Restaurants, Supermärkte, ein paar Geschäfte und noch dazu jede Menge Natur und natürlich Wasser. Es heißt, Stege sei das pulsierende Herz der Insel Mön mit malerische Straßen und historischen Sehenswürdigkeiten. Sicherlich mag es an der Jahreszeit liegen, dass der Pulsschlag für uns nur schwach durchkommt, hey, es ist Weihnachten. Aber ja, zu sehen gibt es was, selbst im kalten Winter und durch die Schaufensterscheibe. Doch dazu später.
Møn-Museum
Das Møn-Museum soll auf jeden Fall einen Besuch wert sein, für Jung und Alt gleichermaßen. Für uns war der Besuch zeitlich nicht mehr drin, also gehen wir mal davon aus – yes, mag so sein. Auch der als „Dänemarks freundlichster Wanderweg“ bekannte Camønoen führt durch Stege, also Wanderschuhe schnüren und los geht’s. Auf Durchreise fehlte aber auch dafür die Zeit, was wir nicht als empfunden haben, denn die Wanderschuhe sind nicht mit an Bord.
UNESO-Biosphärenreservat
Aber, hey, Møn und die umliegenden Inseln und Gewässer wurden als Dänemarks erstes und einziges UNESCO-Biosphärenreservat ausgewiesen. So, jetzt aber. Für uns sind all die Google-Infos eher unspektakulär, denn wir konzentrieren uns auf unsere Übernachtungsmöglichkeit, die wir unter 40 Euro bekommen haben.
Connect the Airbnb-Vermieter
Wir durchfahren Stege, um uns einen Überblick darüber zu verschaffen, ob ein Spaziergang vom anderen Seite des Sees möglich ist. Eines vorweg: Nicht für uns, weil – keine Wandersleut‘. Wir fahren auf einen Hof, es ist kalt und nass draußen, der Boden schlammig. Es ist 16 Uhr und schon wieder dunkel, die Scheinwerfer streifen unser Ferienhaus. Also Häuschen. also eigentlich sind es zwei Häuschen, die wir heute beziehen werden. Eines mit einfachem Bad (leider fällt ausgerechnet bei unserem Aufenthalt der Heißwasserboiler aus, die Dusche wird also zur Kneipp-Kur) und kleiner Küche. In Häuschen 2 befindet sich das Bett. Eine warme Dusche wäre natürlich prima, aber…
Hallo?
Ja, wir sind da und fragen uns, wie kommen wir ins Haus?
Aha. Haben Sie die Mail nicht bekommen?
Naja, also seit Fehmarn Ferry sind wir sozusagen ohne Internet unterwegs.
Also, kein Problem. Sie sehen zwei Häuser. Einmal Küche mit WC und Dusche. Einmal das Schlafzimmer.
Okay.
Sie brauchen keinen Schlüssel. Die Türen sind offen. Alles vorbereitet.
Wow.
Ja, und dann geht’s rein. Der absolute Vorteil: Parken ist kostenlos. Bäm!
Gut eine Stunde später:
Entschuldigung, gibt es einen Trick, um den Heißwasserboiler zu aktivieren?
Nein, also gestern tat der noch.
Hmmmm…
Schwierig jetzt so schnell wen zu bekommen, der sich kümmern kann.
Ach, nicht schlimm. Wir kommen schon klar.
Ja, also…
Ja, kommen wir.
Ein Schnapper für Leute, die mit wenig klar kommen
Die Küche ist klein, ein Kühlschrank, ein Herd, eine Mini-Küchenzeile mit Kaffeemaschine, in der man eigentlich keinen Kaffee mehr kochen möchte. Am Fenster ein kleiner Tisch mit drei Stühlchen. Direkt nebenan eine Toilette mit Dusche – naja, die sanitäre Anlage entspricht nicht unbedingt upper class-style. Wer mehr will, muss nun mal dafür bezahlen. Und die Preise für Übernachtungen sind in Dänemark nun auch nicht unbedingt günstig. Das Schlafzimmer: Zwei Betten, das war’s, Bettzeug dabei – wunderbar, was will man mehr? Die Nacht kann kommen. Willkommen im Minimalismus.
Nachts durch die Pampa zum Klo? Ach nee!
Und so zwickt gegen 1.30 Uhr die Blase. Wo bin ich? Wer bin ich? Oh nein, ich muss ja ins andere Gebäude! Es ist dunkel. Und wer gerne mal den ein oder anderen Gruselfilm schaut, der bleibt besser liegen, egal wie sehr die Blase auch zwickt.
Bubu machen die Zweite
Wohl dem, der Phantasie hat: Türe öffnen, draußen im sleepy dress von einem Bären überrascht werden… quatsch… rein ins Haus nebenan, Pipi machen, wieder zurück… mit hochgradig dreckigen Schuhen ins Schlafzimmer… Bubu machen die Zweite.
Am Morgen, 7.10 Uhr, der erste Gähner, eine kurze Orientierung… oh… okay… Stege… jetzt aber nichts wie los Richtung Klo. Der Hund stürmt schon aus der Hütte und man liest ihm sein Gedanken förmlich ab: Herrlich hier! Schön im Dreck wühlen und dann noch schauen, was hier sonst noch so geht – ein Urlaub, ganz nach seinem Geschmack.
Dosensuppe und Knackwürstchen
Auch der Abend zuvor entpuppt sich als Erlebnis. Um uns herum Nirvana. Mit anderen Worten: Wir holen die Dosensuppe aus dem Auto, die Knackwürstchen im Glas. Und wir freuen uns riesig, dass wir noch Wein an Bord haben. Eine gut Flasche Rotwein soll uns am zweiten Weihnachtstag auf unserem Boxenstopp Richtung Schweden dienlich sein, aus unserer Low budget-Location das beste zu machen. Ganz ehrlich, alles war da. Schön warm war’s drinnen auch – okay, Dusche ausgenommen. Hund willkommen, was will man mehr?
Ohne Wlan und TV geht’s auch
Es war ein Erlebnis, eine Nacht ohne Wlan, Fernsehen und sonstigen Annehmlichkeiten zu verbringen. Hier hat sich gezeigt: Man kommt auch mit wenig klar, um sich dann wieder zu freuen, dass man doch ein bisschen mehr haben kann. Vielleicht mal ein Denkanstoß an unsere Gesellschaft: Ab und zu mal einen solchen Praxistest durchlaufen, das kann auf keinen Fall schaden.
Das ungekrönte Juwel in Stege: Moped-Museum
Was man unterwegs so alles entdeckt! Bevor die Fahrt für uns weiter geht nach Schweden, fahren wir noch einmal bei Tageslicht durch Stege, trinken in einem gemütlichen Café einen Milchkaffee und schauen uns dann die Augen wund. Denn am Vortag schon ist uns dieses Geschäft aufgefallen mit alten Mopeds. Noch einmal nachgeschaut, entpuppt sich dieses eher als kleines Museum. Für uns der Topper unter den Sehenswürdigkeiten. Der hier ausgestellte Gesamtwert? Der lässt sich nur erahnen.