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Mit einer Million Kilometer auf dem Tacho in die Ukraine

Bocholt. Peter Velken und Wolfgang Knuf fahren ausgediente Linienbusse in die Ukraine. Die kommen für Verletztentransporte an der Front zum Einsatz. Mitte September 2023 startet die nächste Tour. Und es ist es viel Platz für dringend benötigte Hilfsgüter.

Peter Velken (62) und Wolfgang Knuf (57) haben eigentlich ein Unternehmen zu führen. Es gibt aber Tage, da muss der Job vor Ort mal warten, dann übernehmen die Bocholter andere Aufgaben. Sie fahren alte Busse in die Ukraine. Die werden dort dringend benötigt. Und weil so ein Linienbus über reichlich Platz verfügt, nehmen sie gerne auch Hilfsgüter mit. Für Mitte September steht schon wieder ein Bus bereit. Den haben die beiden mal eben in Saarbrücken abgeholt. Jetzt hoffen Peter und Wolfgang auf Sachspenden, denn der Spendentopf gibt momentan nicht viel her. Die Liste, was dringend benötigt wird, aber ist lang. BOH-Lokalpilotin Gabi Frentzen hat die zwei engagierten Unternehmer getroffen und mehr darüber erfahren, wofür die ausgedienten Busse zum Einsatz kommen und wie sie das Land im Krieg bislang erlebt haben.

Das Wichtigste vorab: Was wird für die nächste Fahrt dringend benötigt?

Peter: Die aktuelle Bedarfsliste ist wieder einmal groß. Medizinische Versorgung, Haushaltsgeräte, Fahrräder, Kleidungsstücke, Lebensmittel – also Dosennahrung und gerne Schokolade -, aber auchWerkzeuge, Ferngläser, Power Banks, Herrenunterwäsche.“*

*Liste/Kontaktdaten s. unten

Fahrer mit LKW-Führerschein werden für Hilfstransporte dringend gesucht. Frage an Euch: Warum macht Ihr das, immerhin geht es ja in den Krieg? Und wie ist es überhaupt dazu gekommen?

Peter: Im Februar 2023 schrieb mich Reinhart Richter, Kulturaktivist aus Osnabrück an, ob ich bereits am nächsten Tag für kleines Geld Kälteschutzfolie zur Verfügung stellen könnte. Wie sollte das gehen? Ich habe mich schlau gemacht und entschieden, persönlich hinzufahren und mehr über das Projekt Wärmebus* zu erfahren.

https://www.kirchenkreis-osnabrueck.de/aktuelles/2023/waermebus

Ich habe die Folie dann gespendet und bin mit meinem Team noch einmal rübergefahren, um die Busse zu bekleben. Und dann kam die Frage auf, ob ich auch fahren könnte. Ich habe nicht lange überlegt und habe einen der Busse übernommen. Inzwischen habe ich schon etliche Fahrten hinter mir und kümmere mich auch darum, dass immer genug Fahrer verfügbar sind. Und so kam auch Wolfgang ins Spiel.

Wolfgang: Peter und ich, wir kennen uns gut. Und da er weiß, dass ich über einen LKW-Führerschein verfüge, war für ihn klar – wenn ich Zeit habe, dann fahre ich mit. Damit durfte ich den bislang wohl größten Konvoi mit 11 Bussen miterleben. Ich sage mal so – das war ein Abenteuer, das ich so schnell nicht vergessen werden.

Warum die vielen Busse?

Peter: Über Reinhart Richters Hilfsorganisation werden Spendengelder für den Ankauf von ausgedienten Linienbussen verwendet. Die werden in der Ukraine für verschiedene Einsätze benötigt. Zum einen für den Krankentransport an der Front, für Evakuierungsfahrten und Schulfahrten für die Kinder.

Wolfgang, das Abenteuer Konvoi beginnt aber erst in der Ukraine, oder?

Wolfgang: Von wegen. Das Abenteuer beginnt in dem Moment, in dem wir starten. Man darf nicht vergessen, dass es sich um ausgediente Busse handelt, die schon zwanzig Jahre oder auch mehr auf dem Buckel und eine Million Kilometer auf dem Tacho haben. Alte Autos schreien immer nach Reparaturen. Bei 11 Bussen war immer was los. Einmal rollte ein Reifen über die Autobahn, ein anderes Mal musste wieder der ADAC dazu gerufen werden. Das war ein Kraftakt, der noch dazu viel Zeit kostete. Dann ist man froh, wenn man es bis zu der polnisch-ukrainischen Grenze geschafft hat. Dort aber geht der Kampf weiter…

Peter: Mittlerweile haben wir Routine, was die Abwicklung an der EU-Außengrenze angeht. Und trotzdem, da ist alles dabei, von der freundlichen Abfertigung bis hin zur Brüllerei. Das liegt sicherlich auch daran, dass bei den Mitarbeitern dort die Nerven mittlerweile blankliegen. Täglich zahlreiche Hilfsgütertransporter, oft geführt von Laien mit fehlerhaften oder fehlenden Unterlagen. Und dann kommt das Sprachproblem hinzu. Englisch ist in Polen und auch in der Ukraine keine Alternative. Wir haben manchmal, wenn es Übersetzung braucht, unseren Johann mit, der die russische Sprache beherrscht. Dass die Ukrainer sich nicht unbedingt auf Russisch unterhalten möchten, dürfte klar sein. Es dauert Stunden, bis man die Grenze hinter sich hat.

Und dann befindet Ihr Euch im Kriegsgebiet. Das Abenteuer geht also weiter. Kein mulmiges Gefühl dabei?

Peter: Manchmal übergeben wir die Busse wenige Kilometer hinter der Grenze, manchmal geht es aber auch weiter rein, zum Beispiel nach Kiew. Klar, wenn man die Panzerbarrieren sieht, dann ist das ein beklemmendes Gefühl. Und nicht jeder Fahrer fährt dann weiter, weil plötzlich dieses Begreifen da ist. Was mache ich hier eigentlich?

Wolfgang: Passieren kann immer was, dessen sind wir uns bewusst. Unsere Motivation ist, dass man wirklich helfen kann.

Krieg verbinden wir mit heftigen Kämpfen an der Front, mit Bombenalarm, flüchtenden Menschen Richtung Bunker – wie habt Ihr die Ukraine auf Euren Fahrten erlebt?

Peter: Man kann sich das gar nicht vorstellen. Die Menschen besuchen Restaurants, Kino, Eisdielen, führen ein ‘ganz normales’ Leben, wann immer es ihnen möglich ist und 50 Kilometer entfernt ist die Front, wo gekämpft wird. Mitten im Leben ist der Krieg. Soldaten gehen in den Supermarkt, werden sofort bedient. Die Frauen sind die Soldaten im Hintergrund, was die dort leisten, ist unfassbar. Sie kümmern sich einfach um alles, während die Männer kämpfen. Wir haben eine Frau kennengelernt mit ihren drei Handy, eines klingelt immer. Mal sind es Soldaten, die Hilfe brauchen, mal sind es Schulkinder… Ihr Netzwerk funktioniert, sie kümmert sich, dass der Soldat zum Geburtstag einen Kuchen an die Front bekommt oder für einen Tag abgeholt wird, weil sein Kind Geburtstag feiert.

Wolfgang: Sirenen heulen selten. Wenn mit einem Angriff zu rechnen ist, dann erfahren die Ukrainer das über eine Warnapp. Mit den Bussen werden sie evakuiert, sie wollen aber so schnell wie möglich auch wieder zurück, weil sie ihre Tiere zurücklassen mussten. 

Peter: Wir haben einen 14-jährigen Jungen kennengelernt, der Soldat werden will und nachts in die evakuierten Wohnbezirke fährt, um die Tiere zu füttern. Auch den Hund, die Katze. Der Zusammenhalt dort ist unbeschreiblich.

Auf der letzten Fahrt konntet Ihr auch ein Krankenhaus in Charkiw mit Hilfsmitteln versorgen, richtig?

Peter: Ja, und wir benötigen wirklich dringend Medikamente, aber auch medizinische Geräte zum Beispiel für Ultraschalluntersuchungen, die nicht mehr gebraucht werden. Als wir dort gemeinsam mit Helfern den Bus ausräumen, gab es per App auch Alarm. Und wir haben uns gewundert, warum keiner die Arbeit liegen lässt, um im Bunker Schutz zu suchen. Und dann erklärte man uns: Wenn die Rakete von Osten kommt, braucht es 30 Sekunden bis zum Einschlag, kommt sie vom Schwarzen Meer, dann 2 Minuten, bis in den Keller brauchen wir aber 2,5 Minuten – macht also keinen Sinn loszulaufen, oder? Die Gefahr gehört dort zum Leben dazu. Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass lässt einen kalt. Nein.

Im Restaurant sitzen und etwas essen –genießen geht anders, oder?

Peter: Die Ukrainer sind sehr, sehr freundlich. Und mittlerweile kenne ich vor Ort wirklich viele Ortsansässige, das geht hin bis zum Bürgermeister. Man sitzt da ganz normal, man unterhält sich, lacht miteinander und dann stehen zwei junge Paare auf und die Männer haben nur noch ein Bein. Es sind diese Momentaufnahmen, die den Krieg sichtbar machen.

Wolfgang: Anfangs haben wir uns auch gefragt, was mit den jungen Männern ist, die wir treffen. Warum die nicht an der Front sind. Wir konnten uns nicht verständigen, aber sie wussten, was wir meinten, als wir ins Gespräch kamen. Dann zogen sie ihre T-Shirts hoch und man sah ihre Verletzungen. Wie Peter schon sagt, es sind diese wirklich emotionalen Momente.

Peter: Da sind unterwegs die Friedhöfe an den Straßen, überall auf den Gräbern sieht man ukrainische Flaggen. Und dann weiß man, hier liegen die Gefallenen.

Die alten Busse bleiben ja vor Ort, wie läuft das mit der Rückfahrt?

Wolfgang: Es braucht natürlich auch Begleiter mit normalem PKW oder 8-Sitzer. Peters Söhne unterstützen uns auch, wenn Not am Mann ist.

Wie viele Fahrten liegen schon hinter Euch?

Wolfgang: ch meine 8. Ich habe zwei begleitet, die meisten Touren übernimmt Peter, inzwischen schon Ehrenbürger der Dorfgemeinschaft Dmitrivska Region Kiyv. Er hat sogar eine Auszeichnung.

Peter: (lacht) Naja, aus Peter Velken wurde Peter Vleten – aber alleine die Geste, doch das war schon schön. Natürlich freuen wir uns auch über jede Nachricht, die wir bekommen…

Wolfgang: Ich hatte auf der letzten Fahrt einen Smart mit Automatikgetriebe dabei. Den fährt jetzt ein junger Mann, der im Krieg ein Bein verloren hat. Er hat sich so sehr darüber gefreut. Und alleine das war es mir wert.

Peter Velken und Wolfgang Knuf sind für zwei Initiativen unterwegs, Sankt Augustin and friends hilft e.V. und das Projekt von Reinhart Richter in Osnabrück.  Ganz gleich, ob es Sach- oder Geldspenden sind, die Hilfe geht dorthin, wo sie benötigt wird: in der Ukraine.

Wer die Bocholter unterstützen möchte, der kann Sachspenden (siehe Liste) abgeben bei

Velken-Folientechnik

Bocholt-Biemenhorst, Schulstraße 52

montags bis freitags von 8-16 Uhr

oder nach Absprache unter Tel. 0151-21651154

Darüber hinaus wird die Anschaffung von Bussen finanziert über Geldspenden. Wer helfen möchte:

DE51 2655 0105 1552 371559

SK-skulptur-galerie.de gUG (Reinhart Richter)

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