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Oldtimer oder Newtimer? Ein Prinz mit Hochspannungs-Herz

Rees/Bocholt/. Der gute alte NSU. Auf der Haffener Deichshow in Rees Mitte September 2023 gab es gleich mehrere Retro-Prinzen zu sehen. Aber wie würde so ein NSU heute wohl aussehen? Ein NSU mit E-Antrieb auf neu gemacht? Hier ist der EP4 – gebaut von Auszubildenden!

Cooles Projekt anlässlich 150 Jahre Neckarsulm

Am 8. Juli 2023 enthüllten die Azubis aus den Ausbildungsgängen Kfz-Mechatronik, Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik sowie Lackierung anlässlich des 150-jährigen Jubiläums am Audi Standort Neckarsulm den EP4. Das E im Namen steht für den Elektromotor und P4 für den NSU Prinz 4, ein Modell, das die NSU Motorenwerke von 1961 bis 1973 in Neckarsulm gebaut hatten. Eben noch als Oldtimer entdeckt auf der Haffener Deichshow und jetzt neu auf der Showbühne. Fazit Eurer BOH-Lokalpilotin: Einfach klasse!

NSU Prinz 4 aus Dornröschenschlaf geweckt

Die Azubis hatten einen Plan, nämlich ein Auto bauen, das nicht nur schnell ist und cool aussieht, sondern auch zum Jubiläum passt. Der perfekte Ausgangspunkt dafür: ein NSU Prinz 4 aus dem Baujahr 1971, der bis Januar 2023 lange Jahre stillgelegt war. Diesen Prinzen haben die Azubis aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und ihn mit einem neuen Hochspannungs-Herz wiederbelebt.

Solide Basis für den Umbau

Das war es ein weiter Weg. In zahlreichen Teambesprechungen tauschten sich Azubis, Trainer und Projektleitung über den Status des Projekts, aktuelle Herausforderungen sowie die nächsten Schritte aus. Zunächst galt es, eine solide Basis für die späteren Umbauten zu schaffen. Immerhin zeigte die Karosserie ordentlich Roststellen.

Statt 30 PS jetzt E-Maschine mit 240

Während sich die angehenden Karosserie- und Lack-Fachleute um das Chassis und die Außenhaut des Klassikers kümmerten, nahmen sich die künftigen Kfz-Mechatroniker Antrieb, Batterie und Fahrwerk an. Im Heck des Prinzen, wo früher ein Zweizylinder-Benziner mit 30 PS (22 kW) seine Arbeit verrichtete, findet sich nun eine E-Maschine mit 240 PS (176 kW). Sie stammt aus einem Audi e-tron von 2020. Gespeist wird die Maschine von einer Batterie aus dem Plug-In-Hybrid Audi Q7 TFSI e quattro.

Erinnerung an den sportlichen NSU Prinz 1000

Diese sitzt unter der Fronthaube, wo der NSuteinst seinen Kraftstofftank hatte. Kühlende Luft atmet der Schnellstromer durch einen breiten Lufteinlass unten in der Stoßstange ein und durch eine üppig dimensionierte Öffnung in der Fronthaube wieder aus. Auch die Heckklappe verbessert die Kühlung und lässt sich in halbgeöffneter Position befestigen. So offenbart sie nicht nur die elektrische Kraftzentrale, sondern erinnert auch an historische Rennfahrzeuge auf Basis des sportlichen NSU Prinz 1000. Wo damals meist eine Reihe offener Vergasertrichter die sportlichen Intentionen dieser Autos verriet, ist beim EP4 heute die E-Maschine zu sehen.

Das Exterieur: athletisch und historisch

Für die Azubis war klar: Dass ihr EP4 sein Leben als NSU Prinz begann, sollte er mit Stolz zeigen. Zu den historischen Merkmalen gehören deshalb nicht nur die Front- und Heckleuchten. Die Karosserie aus den 1970er Jahren behielt auch ihre charakteristische Schulter- und Dachlinie. Die Azubis befreiten das Blechkleid von Rost und lackierten es in den Audi-Farben Suzukagrau und Brilliantschwarz. Auf der Seite des Fahrzeugs sind Akzente wie der Jubiläumsschriftzug „150“ aufgebracht.

Performancereifen sorgen für Grip

Der große Leistungssprung erforderte umfangreiche Veränderungen am und unter dem Blech. Ein modifizierter Unterbau aus einem Audi A1 inklusive Bremsen und Achsen bildet die Basis. Ihm haben die Azubis die umfassend modifizierte und deutlich verbreiterte Karosserie aufgesetzt. Unübersehbar athletisch sind die muskulösen Kotflügel. Diese haben die Azubis mit Unterstützung des Audi Designs entworfen und per 3D-Druck Realität werden lassen. Darunter finden breite Räder Platz. Dank moderner Performancereifen sorgen sie beim Beschleunigen und auf sportlicher Kurvenfahrt für den nötigen Grip.

Signalgelb für dynamische Optik

„Das Auge fährt mit! Wir wollten daher, dass man dem EP4 seine Performance aus jedem Blickwinkel ansieht“, erläutert Cynthia Huster, Auszubildende zur Lackiererin. Dafür steht insbesondere der in Signalgelb lackierte Heckflügel, der dem EP4 eine besonders dynamische Optik verleiht. Die Besonderheit: Er ist nicht wie bei anderen Fahrzeugen an der Außenhaut, sondern am Überrollkäfig befestigt. Seine Stützen gehen daher durch die Heckscheibe.

Das Interieur: rennsportlich und minimalistisch

Im Innenraum setzt der Überrollkäfig in der Farbe Signalgelb auffällige Akzente. Abgesehen davon geht es Motorsport-typisch reduziert zu; alle anderen lackierten Oberflächen im Inneren sind schwarz. Die Insassen nehmen auf Sitzen des Typs Recaro Podium Platz. Die Aufgabe der Instrumente und Anzeigen übernimmt ein Einplatinencomputer samt dazugehörigem Bildschirm. Zugleich dient er als Tacho und Bordcomputer des Fahrzeugs und übernimmt Diagnoseaufgaben.

Geschichte trifft Zukunft

Ob als Symbole des Wirtschaftswunders oder als Rennwagen, die noch immer bei Bergrennen Erfolge feiern: NSU-Fahrzeuge haben Geschichte geschrieben und begeistern Autofans bis heute. Mit seinem Charme und seinem elektrischen Antriebsstrang weckt der EP4 Vorfreude auf die kommenden vollelektrischen Kapitel in der Geschichte des Audi‑Standorts Neckarsulm. Die Azubis können definitiv stolz auf sich sein. Oldie but Goldie, ja – aber: Diesen hübschen E-NSU, den würde die BOH-Lokalpilotin nur zu gerne fahren.

Unser Titelbild zeigt den EP4 und den NSU Prinz als Oldtimer. Fotos: Audi Neckarsulm/Gabi Frentzen

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