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„Über den Teich juckeln ist für mich der pure Genuss!”

Hamminkeln. In meiner Badewanne bin ich Kapitän, singt Peter Igelhoff. Auch Uli Treudt ist ein Kapitän. Er allerdings zieht ein eigenes Boot der Badewanne vor. Wann immer er „über den Teich juckelt”, für den Hamminkelner ist es das Gefühl von Freiheit.

Richtung Lathum zum Wassersport

Der Alltag verlangt uns oft eine Menge ab. Man sehnt sich geradezu das nächste Wochenende herbei. Und wenn dann auch noch das Wetter passt und bestenfalls auch noch ein Brückentag für eine längere Auszeit im Spiel ist, dann holt Uli Treudt seinen Trailer aus dem Stall. Er zurrt sein Boot fest und macht sich mit dem Wohnmobil auf den Weg in die benachbarten Niederlande. Die Reise geht Richtung Lathum, Provinz Gelderland. Von Bocholt über die A3 Richtung Arnheim nicht einmal eine Stunde Fahrt, wenn kein Stau dazwischen kommt.

Mit dem Traktor zur Slipanlage

Sein Platz auf dem Campingplatz ist gebucht, den Platzmeister kennt er bereits. Und dieser Mann ist wichtig, denn sein Boot muss ja ins Wasser. Mit dem Traktor holt der Platzmeister den Trailer ab und schiebt das Boot ganz sacht an der Slipanlage ins Wasser. Das macht es deutlich einfacher, denn mit dem Wohnmobil ist das Slippen via Bootsrampe nicht immer ganz so einfach. An diesem schönen Sonnentag hat Treudt doppelt Glück.

Gute Freunde sind nie weg

Sein guter Freund und Wassersportkollege André Bastijans ist dabei. Zu zweit ist sein Boot relativ schnell im Wasser. Und schon geht die Fahrt zum Anleger. Diesmal soll es die Nummer 66 sein. Er fährt ganz vorsichtig rein, die Fender sind schon in Position. Und dann kann das Boot erst einmal befestigt werden.

Uli Treudt und sein Freund und Wassersportkollege André Bastijans.

Vom Badesee Rhederlaag auf die Ijssel

„Immer wieder schön hier”, sagt der Hamminkelner. „Der Badesee Rhederlaag ist schnell zu erreichen. Und mit dem Boot ist man schnell auf der Ijssel und kann fort den Fahrtwind genießen. Die kurze Anreise tut ihr Übriges zum Wochenendspaß.

Wozu braucht man ein Boot?

Nun mag man sich fragen: Wozu braucht man eigentlich ein Boot? „Na zum Fahren halt”, lacht der Freizeitkapitän. Für ihn ist sein Boot aber mehr als nur ein Fahrzeug, das auf dem Wasser zum Einsatz kommt. Der französische Segler Bernard Moitessier hat das schon richtig erkannt. Wir zitieren: Ein Boot ist Freiheit, kein Transportmittel. Nicht anders sieht das Uli Treudt.

Denn Alltag vergessen

Alles drumherum, ob putzen, instand halten oder slippen, ist ihm egal, wenn er nur am Steuerrad stehen darf. Dann ist der Alltag vergessen. Dann ist nur noch Genießen angesagt. Genau verfolgt er das Geschehen um sich herum und berücksichtigt den Wellengang. Die Kapitäne unter sich grüßen sich. Und wenn ein Wassersportler Probleme hat, dann ist sofort wer da, um zu helfen.

Unterwegs mit einem Zar Fermenti

Das Boot des 60-Jährigen ist alles andere als eine Yacht, aber es ist „sein” Boot. Es ist ein Zar Fermenti. Seit 2015 ist der Angler aus Leidenschaft Freizeitkapitän und genau das Boot, das er inzwischen so viele Jahre fährt, hat es ihm angetan. „Größer geht immer”, lacht der 60-Jährige. „Brauche ich aber nicht. Mein Boot hat mit 90 PS genug Dampf, es lässt sich wunderbar fahren, ich liebe es einfach.”

Und bitte die Schuhe ausziehen

Er ist aber auch überaus penibel mit seinem Boot. Wer mag, darf gerne mit an Bord – aber bitte die Schuhe ausziehen. „Man kauft sich ja nicht alle Tage ein Boot und ich halte es eben gerne sauber”, sagt er. Schuhe mit dunkeln Sohlen sind für ihn ein NoGo: „Die hinterlassen hässliche Streifen auf dem weißen Boden, das muss ja nicht sein.”

Hamminkelner ist die Ruhe selbst

Am Ruder allerdings besticht der Hamminkelner durch eine ungemeine Ruhe. Und die kommt ihm zugute. „Bootfahren ist ja an sich keine Kunst”, sagt er. „Je gelassener man sich mit seinem Boot bewegt, desto länger hat man Zeit, sich auf die Bewegungen und Reaktionen des Bootes einzustellen.” Motor anschmeißen und ab geht die Post, damit ist es nicht getan. Oft ist ein kleines Boot nämlich schwieriger zu fahren als eine Yacht. Und Boote haben ja keine Bremse. Mit anderen Worten: Vorausschauendes Fahren spielt auch auf dem Wasser eine große Rolle. 

Im richtigen Moment vom Gas

Als Kapitän genießt Uli Treudt einen wunderbaren Überblick auf Motorinstrumente, Schalter und Kompass. Und auch seine Fahrgäste hat er im Blick, die dürfen übrigens gerne ein Glas Sekt oder Bier an Bord genießen. Sie dürfen sich bei ihm in guten Händen wissen. Gashebel zurücknehmen und neu anfahren. Längst ist er erfahren genug, was Binnenschifferwellen anbelangt. Und er weiß genau, wann er den Gashebel zurücknehmen muss, um dann neu anzufahren. Natürlich steht auch im das Grinsen im Gesicht, wenn er mal richtig Gas geben kann. Dann kommt doppelt Spaß auf.

PS braucht Führerschein

Wer meint, er kann sich einfach ein motorisiertes Boot leihen und dann über den See oder Fluss preschen, vielleicht auch Richtung Meer, der irrt gewaltig. Uli Treudt hat beide Scheine in der Tasche: den Sportboot-Führerschein Binnen und See. Und natürlich zieht auch er den dreiwöchigen Trip nach Kroatien einem Wochenendurlaub vor. „Das Leben ist kein Ponyhof, die Arbeit ruft”, lacht er. „Mit dem Boot aufs Meer hinaus, das ist schon klasse. Aber mal eben zwischendurch zur Ijssel, das macht auch Laune.”

Bootfahren auch ohne „Lappen”

Ohne Führerschein dürfen Boote mit einem Motor unter 15 PS (das entspricht 11,03 Kilowatt) auf den meisten Binnen­gewässern geführt werden. Hier sollte man sich zuvor schlau machen.

Auch auf Wasser gelten Regeln

Beim Bootfahren ist Spaß auf jeden Fall garantiert. Vom Wasser aus genießt man einen ganz neuen Blick auf die schöne Umgebung. Wer allerdings glaubt, es gibt auf dem Wasser keine Regeln, der irrt. Auch hier muss man auf die Geschwindigkeit achten. Hält man die nicht ein, dann kann es schnell passieren, dass man in Begleitung der Wasserschutzpolizei in den nächsten Hafen fährt und ein ordentliches Protokoll zahlen muss. Und auch sonst sollte man vertraut sein mit den Regeln.

Wasserschutzpolizei passt auf

„Ich hatte kürzlich auch noch Besuch der Wasserschutzpolizei”, berichtet der 60-Jährige. „Ich hatte einen Fender verloren.” Ganz naiv erklärt: Fender sind die aufgeblasenen Bömmel an der Seite der Boote, die Beschädigungen oder stärkere Abnutzungserscheinungen verhindern. „Ich bin also die Strecke nochmal zurückgefahren, aber der Fender war weg”, lacht Uli Treudt. „Na, wenn’s mehr nicht ist….”

Ankuppeln: Zu Zweit ist es dann doch einfacher.

Mieten macht’s einfacher – aber…

Und wenn er am Ende der schönen Tage dann wieder zur Slipstelle muss, das Boot dann endlich wieder ordnungsgemäß auf dem Trailer befestigt ist, dann ist die Vorfreude aufs nächste Rendezvous mit dem Wasser schon wieder groß. Aber erst einmal muss das Boot geputzt werden. Wer sich den ganzen Rummel vor und nach der Tour auf dem Wasser ersparen möchte, für den hat unsere Redaktion einen guten Tipp: Boot mieten. Einfacher ist’s. Für Freizeitkapitäne wie Uli Treudt aber ist das keine Alternative: „Wenn man einmal infiziert ist, dann muss ein eigenes Boot her. Das ist einfach so.”

Wer für ein paar Stunden wieder Landratte sein will, braucht einen Anlegeplatz für sein Boot. Das Foto zeigt den Anleger auf dem Campingplatz de Mars in Lathum. Fotos: BOH-Lokalpilot/Gabi Frentzen

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